Land-Grabbing in Nordrhein-Westfalen – wird landwirtschaftliche Nutzfläche zum Spekulationsobjekt?

8. Januar 2018

Dr. Christian Blex » Landtag » Land-Grabbing in Nordrhein-Westfalen – wird landwirtschaftliche Nutzfläche zum Spekulationsobjekt?

Dr. Christian Blex » Landtag » Land-Grabbing in Nordrhein-Westfalen – wird landwirtschaftliche Nutzfläche zum Spekulationsobjekt?

Land-Grabbing in Nordrhein-Westfalen – wird landwirtschaftliche Nutzfläche zum Spekulationsobjekt?

8. Januar 2018

Der Begriff „Landgrabbing“ steht für die massenhafte Landübernahme von mächtigen Konzernen, Staaten oder Investoren. Der Ankauf von Land ist in der Regel legal, jedoch treibt er durch die immense Gesamtgröße der betroffenen Fläche die Pacht- und Kaufpreise drastisch in die Höhe.

Viele Bäuerinnen und Bauern können sich so die Pacht von Land zur Bewirtschaftung nicht mehr leisten und werden zur Aufgabe gezwungen. Auch Jungbäuerinnen und Jungbauern ist ein Einstieg in die Landwirtschaft und das Gründen eines eigenen Hofes aufgrund der hohen Landpreise oft unmöglich.

Eine Ursache ist der Boom der Biokraftstoffe: Bisher genutzte Anbauflächen sind nicht groß genug für den Anbau von Lebensmitteln und Biokraftstoffen gemeinsam. Potentielles großflächiges Ackerland für Biokraftstoffe steigt an Wert, was neue Interessenten wie große Unternehmen und Investoren auf den Plan ruft.

Eine zweite Ursache ist die aus der Finanzkreise resultierende Suche vieler Spekulanten nach einer neuen, abgekoppelten Investitionsmöglichkeit. Daher kommen doppelt so viele Investoren aus dem Finanzsektor wie aus dem Agrargeschäft.

Dies hat Auswirkungen auf die Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft, die sich mehr und mehr an Profitinteressen orientiert. Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte geraten dabei in den Hintergrund. So werden z. B. Energiepflanzen für Biokraftstoff oder für Biogasanlagen auf Flächen angebaut, die früher für den Nahrungsmittelanbau genutzt wurden und treten damit in direkte Konkurrenz zu diesen. Der Anbau von Biokraftstoffen für Biogasanlagen ist in Deutschland zum Teil lukrativer als Nahrungsmittelanbau, da Biogasanlagen vom Staat stärker subventioniert werden.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie haben sich die Pachtpreise in den letzten zehn Jahren entwickelt?
  2. Wie viele Unternehmen, die nicht aus dem Agrar-Sektor stammen, haben in NRW landwirtschaftliche Flächen gepachtet oder besitzen landwirtschaftliche Nutzflächen?
  3. Um welche Unternehmen handelt es sich dabei? (bitte Flächengröße pro Unternehmen angeben)
  4. Wie hat sich die Zahl an Unternehmen in den letzten 10 Jahren entwickelt, die nicht aus dem Agrar-Sektor stammen, aber landwirtschaftliche Nutzflächen besitzen oder gepachtet haben?
  5. Plant die Landesregierung Maßnahmen, um den Aufkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen in NRW durch finanzstarke, aber agrar-fremde Unternehmen zu erschweren? Wenn ja, welche?

Dr. Christian Blex


Kleine Anfrage 534 (Drucksache 17/1236)
Antwort der Landesregierung (Drucksache 17/1611)

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