Wohlbefinden als Garant für guten Unterricht!

14. Dezember 2017

Dr. Christian Blex » Landtag » Wohlbefinden als Garant für guten Unterricht!

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Wohlbefinden als Garant für guten Unterricht!

14. Dezember 2017

Im Auftrag des Ministeriums für Schule und Weiterbildung (NRW) wurde 2013 ein Gutachten erstellt, welches Möglichkeiten einer Ermittlung des Unterrichtsausfalls an den Schulen in NRW aufzeigt.

Anlass für dieses Gutachten stellte die Diskrepanz zwischen der Unterrichtsausfall-Quote des Schulministeriums und die des Landesrechnungshofs dar. Demnach war dem Jahresbericht des Landesrechnungshofs eine Quote von 5,6 Prozent zu entnehmen, somit deutlich höher als die vom Schulministerium ermittelte Quote von 2,3 Prozent.

Das vom Auftraggeber formulierte Ziel im Gutachten lautete demnach wie folgt:

„Im Fokus steht die Frage, ob ein neues Untersuchungsdesign zur Erhebung und Erfassung von Unterrichtsausfall mit vertretbarem Aufwand für Schule und Schulaufsicht entwickelt werden kann“.

MSW NRW 2013, S.1

Es wird deutlich, dass im deutschsprachigen Raum kaum Forschung zu diesem Thema besteht. Die Markus-Studie (Helmke & Jäger, 2002), einer der bekanntesten deutschen Studien zum Thema, widmet sich der Analyse der Auswirkungen des Unterrichtsausfalls auf die Schüler und dies hauptsächlich auf das Fach Mathematik bezogen. Deshalb wird im Gutachten auf die Forschung im anglo-amerikanischen Raum verwiesen, welche die Quantifizierung, Einflussfaktoren und Kosten und Auswirkungen der Lehrerabwesenheit umfasst. Unter den Einflussfaktoren für Lehrerabwesenheit werden die folgenden Indikatoren diagnostiziert: Geschlecht, Alter, Berufserfahrung, Arbeitsverhältnis, Lehrfach, Zeitraum der Fehlzeit, Schulform, Schulklima, Größe der unterrichteten Klassen und Zusammensetzung der Schülerschaft.

„Es sind zudem Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung der Schülerschaft in einem Bezirk bzw. an einer Schule und der Höhe der Abwesenheitsquote der Lehrerinnen und Lehrer nachweisbar. So ist die Abwesenheit von Lehrkräften in solchen Bezirken am höchsten, in denen der Anteil der Schülerinnen und Schüler aus ökonomisch benachteiligten Familien und solchen mit Migrationshintergrund besonders hoch ist, den Schülerinnen und Schülern die Nähe zum akademischen Milieu fehlt, die Schülerleistungen in Lesen, Schreiben und Mathematik besonders gering und die Schulabbrecherquoten hoch sind“.

Diese Forschungsergebnisse aus dem anglo-amerikanischen Raum sind selbstverständlich nicht unreflektiert auf die Situation in Nordrhein-Westfalen übertragbar. Dennoch muss in diesem Zusammenhang auf die Brennpunkte in NRW aufmerksam gemacht werden, die bei einer Forschungsreihe bezüglich der Lehrerabwesenheit mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ähnliche oder sogar gleichwertige Ergebnisse aufzeigen würden.

Vor dem Hintergrund des akuten Lehrermangels in NRW und des deutlichen Versprechens der Frau Ministerin Yvonne Gebauer, den Lehrerberuf wieder attraktiv machen zu wollen, ist eine ehrliche Betrachtung des Lehrermangels und des Unterrichtsausfalls wünschenswert. Das Wohlbefinden unserer Lehrer ist ein Garant für guten Unterricht.

Wir fragen daher die Landesregierung:

  1. Wie bewertet die Landesregierung dieses aus der Vorgängerregierung hervorgegangene Gutachten?
  2. Plant die Landesregierung die in diesem Gutachten benannten Symptome für Unterrichtsausfall in der eigenen Vorgehensweise zum Thema zu berücksichtigen?
  3. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse über eine überdurchschnittlich hohe Krankheitsrate von Lehrkräften in sozialen Brennpunkten in NRW vor?
  4. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse über einen überdurchschnittlich hohen Lehrermangel in sozialen Brennpunkten vor?
  5. Welche konkreten Maßnahmen plant die Landesregierung an Brennpunktschulen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Lehrkräfte?

Dr. Christian Blex
Helmut Seifen


Kleine Anfrage 535 (Drucksache 17/1237)
Antwort der Landesregierung (Drucksache 17/1426)

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