Das Interesse am Lehrberuf sank in den letzten Jahren auf ein gefährliches Niveau. Zu geringe Einsteigerzahlen, hohe Abbrecherzahlen und Umorientierungen in die freie Wirtschaft prägen die nordrhein-westfälische Schullandschaft und setzen sie unter starken Druck. Der Lehrkräftetrichter des Stifterverbandes zeichnete schon 2023 ein dramatisches Bild: Von den rund 52.000 Studienanfängern blieben unseren Bildungseinrichtungen lediglich 28.000 Absolventen des Referendariats erhalten.

Dieser Entwicklung möchte die Landesregierung mit zahlreichen Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen begegnen. Das „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“ wurde in etlichen Ausschusssitzungen und Plenarreden erwähnt, nachhaltige Abhilfe schaffte es bisher jedoch nicht. Darin wird unter anderem ein Ausbau der Onlinewerbung für die jüngere Zielgruppe beschrieben, welcher 2023 mit 1.000.000 € ausgestattet werden sollte. In der Fortschreibung des Programms ist hingegen keine erneute Nennung dieser Maßnahme auffindbar. Ein Grundbaustein einer guten Personalpolitik ist jedoch die kontinuierliche Nachwuchsgewinnung. Hierbei muss die Zielgruppe für den Lehrberuf erfolgreich angesprochen und von der Idee des Studienbeginns, Seiteneinstiegs oder gar der Rückkehr in den bereits erlernten Beruf überzeugt werden. Vorteile wie die gute Vergütung, gesellschaftliche Anerkennung und die hohe Relevanz des Berufsfelds müssen zentraler Aspekt der Werbekampagnen sein.

Die Schullandschaft spürt zudem eine Differenz in der Geschlechterverteilung. Der Lehrberuf ist in vielen Schulformen stark weiblich geprägt, insbesondere an Grundschulen, wo 2023/24 nur knapp 10,3% Männer arbeiteten. Hierbei gilt es zu erörtern, inwiefern ungenutztes Personalpotenzial vorliegt und mit welchen Mitteln diese erhebliche Differenz ausgeglichen werden kann, um mehr Lehrkräfte verfügbar zu machen.

Ein Blick auf die laufenden Werbemaßnahmen des Bildungsministeriums werfen jedoch Fragen über Zielgruppe, Design und Effektivität auf. Das Programm „Was ist deine Lehrkraft?“ erzielt in den sozialen Medien lediglich wenige tausend Aufrufe und geringe Interaktionszahlen. Auch die offiziellen Netzauftritte des Bildungsministeriums scheinen nicht optimiert zu sein.

Unter diesen Gesichtspunkten frage ich die Landesregierung:

  1. Welche Werbemaßnahmen existieren in Nordrhein-Westfalen für die verschiedenen Lehrberufe bzw. den damit verbundenen Ausbildungs- und Einstiegswege? (Bitte sämtliche Werbungen, Netzauftritte in sozialen Medien etc. auflisten und verlinken)
  2. Welche Zugriffszahlen wurden für die einzelnen Werbemaßnahmen erzielt? (Bitte aufschlüsseln nach Maßnahmen, Zahlen wie Zugriffe, Expositionen, Interaktionen etc.)
  3. Wie hoch waren die Kosten für die einzelnen Maßnahmen im Jahr 2023/24?
  4. Welche geschlechterspezifischen Werbemaßnahmen wurden im Jahr 2023/24 geschaltet bzw. sind in den kommenden Jahren geplant?
  5. Welche Werbemaßnahmen plant die Landesregierung für die kommenden Jahre im Allgemeinen, insbesondere jedoch hinsichtlich KI und sozialer Medien?

Dr. Christian Blex


Kleine Anfrage 4730 (Drucksache 18/11302)

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